Protest
Demonstration in Niederfischbach zählte viele Teilnehmer
Niederfischbach. Zahlreich waren sie und deutlich zu hören: Viele Demonstranten hatten gestern den Weg nach Niederfischbach gefunden, um gemeinsam für eine bessere Straßeninfrastruktur im Kreis Altenkirchen zu demonstrieren. Unter dem Motto „Auf die Straße – für bessere Straßen!“ waren laut Veranstalter und Mitorganisator Michael Schreiber vom Aktionskreis Niederfischbach rund 3000 Demonstranten in die kleine Gemeinde im Asdorftal gekommen.
„Heute geht es um Aufmerksamkeit, sowohl in Altenkirchen als auch in Mainz, für eine oft vernachlässigte Region in Rheinland-Pfalz. Und es ist toll, dass so viele gekommen sind“, zeigte sich Schreiber erfreut. Aus welchen Orten die Protestler angereist waren, zeigten die meisten mit gelben Plakaten, die Ortstafeln nachempfunden waren, auf denen der Herkunftsort und die nächste angrenzende „Problemstraße“ aufgemalt waren. So konnte man Tafeln aus Dermbach, Gebhardshain, Daaden, Betzdorf, Wissen, Wallmenroth, Birken-Honigsessen, Hamm und vielen weiteren Gemeinden finden. Der Andrang war groß.
Pünktlich setzte sich der Tross in Bewegung. Neben den Demonstranten waren auch einige Vertreter der Kreis- und Landespolitik angereist, die sozusagen die Speerspitze der ersten beiden Reihen bildeten. Darunter unter anderem MdB Erwin Rüddel, Landrat Michael Lieber, der Niederfischbacher Ortsbürgermeister Matthias Otterbach sowie der Landtagsabgeordnete Peter Enders, der es sich nicht nehmen ließ auch ein Ortsschild, mit der Aufschrift seiner Heimatgemeinde Eichen, zu tragen.
Gemeinsam mit den übrigen Demonstranten ging es zuerst über die Konrad-Adenauer-Straße in Niederfischbach, die wohl als gutes Beispiel für den Grund der Demonstration dienen kann. In den 1960er-Jahren erbaut, wurde die Straße, bis auf kleinere Flickarbeiten, bisher nie vollständig saniert. Aber sie ist letztlich nur ein Beispiel für viele betagte und beschädigte Kreisstraßen im Kreis Altenkirchen. Laut skandierten die Teilnehmer Sprüche, wie „Unsere Straßen, unsere Steuern – tut was!“ oder „Hi, ha, ho, die Straßen sind K.O.!“. Ziel der Demonstranten war der Niederfischbacher Bürgerpark, in dem die Schlusskundgebung stattfand.
Auf dem etwa zweistündigen Fußweg dorthin wussten die Teilnehmer der Demo mit vielen Mitteln lautstark für ihr Ziel zu kämpfen. Neben Trillerpfeifen und Rasseln wurden teilweise auch die Vuvuzelas von der Fußball-WM 2010 oder eine alte Mundharmonika wieder ausgepackt. Hauptsache das Utensil der Wahl machte ordentlich Lärm. Unterstützt wurden die Demonstranten auch durch die IG Metall, die alte mechanische Wecker verteilte, die ebenfalls lautstark klingelten. Dazu trugen die Demonstranten ein Banner mit der Aufschrift „Die Zeit ist abgelaufen!“ durch die Straßen.
Die Anwohner der Demonstrationsstrecke zeigten sich aber nicht genervt von der Lautstärke, im Gegenteil: Viele ältere oder gesundheitsbedingt weniger mobile Menschen standen an ihren Haustüren und applaudierten für die Demonstranten. Michael Schreiber bedankte sich am Ende des Protestmarsches auch noch einmal ausdrücklich für das Verständnis der Anwohner und bei allen Helfern der umliegenden Vereine, bei der Feuerwehr und auch bei der Polizei, die mit einer Motorradstreife die Verkehrssicherung übernommen hatte. Insgesamt war die Stimmung vor Ort von allen Seiten sehr friedlich.
Etwas lauter wurde es lediglich noch einmal bei der Schlusskundgebung, als die Bürger den Gästen aus der Politik ihre Meinung sagen konnten. Im Allgemeinen zeigten die anwesenden Politiker allerdings sehr viel Verständnis für die Demonstranten, sodass hitzige Wortgefechte ausblieben. Ortsbürgermeister Matthias Otterbach stellte sich auf die Seite der Demonstranten und sprach sich für die angestrebte überparteiliche Signalwirkung der Aktion aus: „Der erbärmliche Zustand der Straßen in Niederfischbach steht exemplarisch für die Lage im Kreis Altenkirchen. Straßen sind nicht rot, grün, gelb oder schwarz – Straßen müssen in Ordnung gebracht werden!“ Auch Landrat Michael Lieber sprach kurz zu den Demonstranten und zeigte großes Verständnis für ihr Anliegen: „Ich nehme die Bilder von heute beeindruckt mit und bin an ihrer Seite. Wir werden investieren, wenn es die Mittel hergeben.“ Viel konkreter wurde die politische Seite nicht. Bei Bier und Pizza bestand schlussendlich die Gelegenheit für beide Seiten, die Geschehnisse des Tages verarbeiten und sich gegenseitig austauschen zu können.
Autor/Quelle: Tim Saynisch – RZ Kreis Altenkirchen vom Montag, 11. Juni 2018, Seite 15