Was wir im Schilde führen – Niederfischbach erhält ein eigenes Wappen
Im Jahre 1990 wurden die Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Kirchen von Bürgermeister Fritz Greßnich angeregt, sich „um ein eigenes Wappen zu bemühen“. Neben der Verwendung auf Orts- ebene war auch an den Rathausneubau in Kirchen gedacht, wo die Wappen bei der künstlerischen Gestaltung verwertet werden sollten.
Es folgten viele Überlegungen und wertvolle Anregungen, vor allem durch Dr. Hans-Jürgen Krüger vom Landeshauptarchiv in Koblenz. Am 28. April 1992 wurden ihm von Vertretern des Gemeinderates, die dazu nach Koblenz fuhren, verschiedene Vorschläge zu Form und Gestaltung des Wappens vorgestellt und von ihm verworfen oder für gut befunden.
Aus den Wappen der verschiedenen Herrschaften unserer Heimat fand das Wappen des Erzbischofs und Kurfürsten von Trier, ein rotes Balkenkreuz auf silbernem Grund, Eingang in unser Wappen. Dr. Krüger: „Nicht schon wieder die Freusburger Säuköppe.“ Da die Heraldik (Wappenkunde) es zulässt, Elemente eines Wappens zu verändern, wurde aber nicht das Trierer Balkenkreuz gewählt, sondern das Kleeblatt- oder Treffelkreuz. Der hl. Mauritius, dem schon die erste Kirche des Ortes geweiht war, wird oft mit diesem Kreuz in Silber und Grün oder Rot dargestellt, das deshalb auch als Mauritiuskreuz bezeichnet wird. So steht das rote Mauritiuskreuz in unserem Wappen sowohl für eine der verschiedenen Herrschaften, zu denen wir gehörten, als auch für die Bedeutung des Ortes als Kirchspielort im Mittelalter.
Ein Wappen darf nicht zu viele Farben enthalten; nur flächige, keine perspektivischen Darstellung sind erlaubt; der Teil muss für das Ganze stehen. So wie der Vorschlag, eine oder gar beide Kirchen im Wappen abzubilden, keine Zustimmung fand, so wurde gleichfalls der Vorschlag, den Fischbacher Taler oder den darauf abgebildeten Bergmann im Wappen unterzubringen, abgelehnt. Für die wirtschaftliche Bedeutung des Erzbergbaues in unserer Heimat steht deshalb nur das Füllhorn des Bergmannes aus dem Taler, der 1750 aus den Silberfunden der Grube Krautgarten geprägt und dem Grafen Karl Wilhelm Friedrich zu Sayn-Wittgenstein gewidmet wurde.
Das Füllhorn in Silber steht im Wappen auf blauem Grund. Diese Farbe wurde gewählt, um auf den ursprünglichen, mittelalterlichen Namen des Ortes, nämlich „Vispe“, hinzuweisen. Die Endsilbe „-pe“, die wir auch aus zahlreichen Ortsnamen des Sauerlandes kennen, wie z.B. Olpe oder Kierspe“, ist ein Hinweis auf die Entstehung des Namens zu einer Zeit, in der das Wort „Bach“ noch nicht gebräuchlich war, sondern ein kleiner Wasserlauf mit dem Wort „apa“ bezeichnet wurde. Das war in der Zeit vor 500 n.Chr., manche Forscher datieren den Ursprung dieser Ortsnamen sogar vor die Zeitenwende. Erst in der Urkunde von 1560 taucht unser Ortsname zum ersten Mal mit der Silbe „-bach“ auf. Im Dialekt ist in der Bezeichnung „Föschbe“ aber die alte Endsilbe erhalten geblieben. (Vgl. Beitrag „Der Name sagt etwas über die Entstehung des Ortes)
In der Sitzung des Ortsgemeinderates vom 14. Juli 1992 wurde das neue Wappen dem Rat mit der folgenden Wappenbeschreibung vorgelegt: „Schräglinksgeteilt von Silber und Blau; oben ein rotes Kleeblattkreuz, unten ein silbernes Füllhorn.“ Im Sitzungsprotokoll heißt es: „Nach ausführlicher Erläuterung durch Herrn Schlechtriemen stimmt der Rat dem Entwurf des Wappens zu. Das Genehmigungsverfahren hierfür soll von der Verbandsgemeindeverwaltung eingeleitet werden. Abstimmungsergebnis: einstimmig ja“
Mit Schreiben der Kreisverwaltung vom 14. Oktober 1992 erhielt die Ortsgemeinde Niederfischbach die Genehmigung, ein eigenes Wappen zu führen. Dies gab Ortsbürgermeister Ewald Heckner in der öffentlichen Sitzung des Ortsgemeinderates am 12. November bekannt.
Im Mittelalter fragten die Bürger den Wächter auf dem Turme: „Was führt er denn im Schilde?“, wenn sich ein Fremder dem Ort näherte. So wussten sie, ob Freund oder Feind anrückte. Heute hat das Wappen seine Bedeutung als Erkennungszeichen auf Rüstung oder Mantel verloren, vielleicht aber sagt mancher, wenn er unser Wappen auf einem Autoheck erkennt: „Lugge loo, en Föschber!
Text und Wappenentwurf:
Manfred Schlechtriemen
Wappenbeschreibung:
Schräglinksgeteilt von Silber und Blau; oben ein rotes Kleeblattkreuz, unten ein silbernes Füllhorn
Wappenbegründung:
1.1 Das Kleeblatt- oder Mauritiuskreuz weist auf das Patronat des hl. Mauritius und damit auf die historische Bedeutung des Ortes im Mittelalter hin. Das Mauritiuskreuz ist als Symbol in der Darstellung des Mauritius, bei Wappen und Orten, die mit ihm in Zusammenhang stehen, seit dem Mittelalter in Gebrauch.
1.2 Die Farben Silber / Rot entsprechen dem Wappen des Kurfürsten von Trier, des ehemaligen Landesherren: in Silber durchgehendes rotes Kreuz.
2.1 Das aufrechtstehende silberne Füllhorn ist dem Fischbacher Erstlingstaler von 1750 entnommen. Es stellt den Bezug her zu den Silberfunden und zu der historischen Bedeutung des Bergbaus in der Gemeinde.
2.2 Die Wappenfarbe Blau deutet auf den Ursprung des Namens Niederfischbach = „Vispe“ hin, in dem das Wort „apa“ = Wasser, kleiner Bachlauf in der Nachsilbe „ -pe „ enthalten ist. Dieser Name ist ein Nachweis für das hohe Alter des Ortes, da er aus einer Zeit stammen muss, in der das Wort „apa“ und nicht „Bach“ gebräuchlich war. (Nach W. Arnold und J. Heinzeling sind die „apa“ – Orte unserer Heimat vor 500 n. Chr. gegründet, nach L. Bald sogar noch vor unserer Zeitrechnung. B. Solbach)