Brachbach und Niederfischbach haben jetzt junge Ortsbürgermeister
Gute Ergebnisse für Köhler, Klaes und Buttgereit
Wenn sich in den kommenden Wochen die neuen Räte in der Verbandsgemeinde Kirchen konstituieren, wird vor Kopf meist ein vertrautes Gesicht zu sehen sein: In vier von sechs Gemeinden in der VG Kirchen ist der neue Ortsbürgermeister auch der alte. Und auch in den Ortsbeiräten bleiben meist die bisherigen Amtsinhaber am Ruder. Nur drei Ausnahmen gibt es – Niederfischbach, Brachbach und Freusburg.
Am spannendsten war es unbestritten in Niederfischbach: Ein weiterer Blick aufs Handy – und ein erleichtertes Aufatmen bei Dominik Schuh. Ihm war deutlich anzumerken, dass da doch einiges von ihm abfiel. „Sieht gut aus, besser als erwartet“, so sein Zwischenfazit, nachdem zwei von vier Wahlbezirken in Niederfischbachen ausgezählt waren. Das „besser als erwartet“ war dabei noch vorsichtig formuliert. Am Ende des Abends stellte sich heraus: Schuh hat Gegenkandidat Bernd Becker mit großem Vorsprung geschlagen. Nach dem vorläufigen Endergebnis holte Schuh 61,8 Prozent der abgegeben Stimmen. Damit bleibt das Ortsbürgermeisteramt in der Asdorftalgemeinde in den Händen der CDU, beerbt Schuh doch seinen Parteikollegen Matthias Otterbach, der nach 20 Jahren nicht mehr für das Amt antrat. Schuh, Lehrer an der Realschule plus in Wissen, hatte den Abend im Kreise von Familie und (Partei-)Freunden im eigenen Garten verbracht.
Furchtbar nervös sei er eigentlich nicht gewesen, aber froh, dass der Wahlkampf vorbei sei, das wäre nicht so seins. Allerdings, das war an die Adresse der SPD gerichtet: „Wir sind froh darüber, dass es so ein sauberer Wahlkampf war.“ Eine breite Palette an Themen nannte der 36-Jährige, die es anzupacken oder weiterzuführen gelte: Vom Straßenbau bis zur Kindergartenentwicklung.
Ganz anders die Stimmung im „Reichweins Eck“. Ein sichtlich mitgenommener Bernd Becker fasste die Stimmung so zusammen: „Wir sind schlicht und einfach konsterniert.“ Die Föschber Sozialdemokraten hatten mit einer „engen Geschichte“ gerechnet, schließlich war Becker bei der Wahl vor fünf Jahren Amtsinhaber Otterbach ordentlich auf die Pelle gerückt.
Und bei seiner zweiten Kandidatur schien dem Sozialdemokrat einiges ins Blatt zu spielen: Zahlreiche Neueintritte, neuer Schwung mit Projekten wie der „Zukunftswerkstatt“. Dazu habe es großen Zuspruch aus der Bevölkerung gegeben, wie Becker vom Hauswahlkampf berichtete. Da sei das Ergebnis doppelt schmerzhaft. Jetzt gelte es, die Schlappe erst einmal zu verdauen, so der 53 Jahre alte Architekt.
Auch die Brachbacher haben jetzt einen jungen Ortsbürgermeister: Steffen Kappes ist ebenfalls erst 36 Jahre alt. Was ihn von seinem Föschber Kollegen unterscheidet: Das Parteibuch – Kappes ist Sozialdemokrat. Und für die SPD hat er auch schon einige Jahre im Rat gesessen, fünf davon sogar als Fraktionssprecher. Dass er bei der Wahl 2014 nicht mehr angetreten ist, war privaten Gründen und seinem Engagement bei der Feuerwehr geschuldet. Nun aber startet er durch – mit viel Rückenwind: 83,9 Prozent der Brachbacher votierten mit Ja. Dementsprechend gut war auch die Stimmung in der „Bärenschänke“, wo Kappes seine Wahlparty feierte. „Die ersten zehn Kästen gehen auf mich“, kündigte Kappes an.
Zugleich ließ er aber anklingen, dass nach dem Feiern die Arbeit beginnen wird: „Die Themenliste ist ja eher länger als kürzer“, meinte er im Gespräch mit der SZ und verwies unter anderem auf die Erweiterung der Kita, die Anbindung des Gewerbegebiets und die Tatsache, „dass sich die Anfragen nach Wohnfläche auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters türmen.“
Damit geht in Brachbach auch eine vergleichsweise lange Zeit zu Ende, in der die CDU das Ruder in der Hand hatte. Erst war Peter Hussing Ortsbürgermeister, und die vergangenen sieben Jahre saß Josef Preußer auf dem Chefsessel im Gemeindebüro. Aus gesundheitlichen Gründen war Preußer aber nicht wieder angetreten.
In den übrigen Ortsgemeinden wurden die bisherigen Ortsbürgermeister bestätigt – und sie alle dürfen das Votum der Wähler als Dankeschön für die geleistete Arbeit verstehen: Ergebnisse von um die 80 Prozent zeigen deutlich, dass die Menschen mit „ihren“ Ortsbürgermeistern zufrieden sind.
Das beste Ergebnis holte Norbert Klaes in Friesenhagen: 85,4 Prozent der Wähler gaben dem SPD-Mann ihre Stimme. Der nimmt’s als Ansporn: „Das Ergebnis freut mich sehr und es motiviert mich, so weiterzumachen wie bisher.“
Auch Andreas Buttgereit nahm in Harbach locker die 80-Prozent-Hürde – am Ende waren’s 82,6 Prozent. Ein ähnlich gutes Ergebnis (81,4 Prozent) verbuchte Maik Köhler in Mudersbach: „Ich bin sehr glücklich, ein tolles Ergebnis. Ich bin froh, die vielen Projekte in Mudersbach, Birken und Niederschelderhütte weiter vorantreiben zu dürfen.“
Quelle: Siegener Zeitung